Mietraching und seine Umgebung in der Geschichte

 

Das Dorf Mietraching und seine unmittelbare Umgebung stehen auf uraltem Kulturboden. Bei dem Weiler Adlfurt, etwa 1 Kilometer nordwestlich Mietrachings, wurden Funde aus der Jungsteinzeit und natürlich auch aus der Römerzeit gemacht.
Auch einige Hügelgräber wurden dort entdeckt und dabei Opfermesser und römische Münzen gefunden.
Da in der Nähe eine Römerstraße vorbeiführte, ist anzunehmen, daß Mietraching schon sehr frühzeitig besiedelt war.

Die erste urkundliche Erwähnung fand man in den Übergabebüchern des Hofstiftes Freising, bereits am 13. Januar 804. Zu diesem Zeitpunkt forderte das Hofstift Freising vor dem Gerichte in Aibling vom Kloster Chiemsee die Rückgabe der Kirche von Mietraching. Aus dieser Tatsache läßt sich schließen, daß Mietraching bereits 804 ein bekannter Ort mit einer Kirche war.


Zwischen Aibling und Mietraching, beim Weiler Thürham, stand bereits im Jahre 795 eine Kapelle, die dem Heiligen Georg geweiht war. Dieses Kirchlein war lange Zeit die Pfarrkirche von Aibling. Von dieser Kapelle gibt es eine Volksüberlieferung, die dieses Kirchlein als ältestes Gotteshaus der Umgebung bezeichnet und ursprünglich soll es ein römischer Tempel gewesen sein, der dem Lichtgott Mithras geweiht war. Diese Überlieferung läßt sich aber urkundlich nicht beweisen. Mietraching läßt sich daher auch nicht auf den Sonnengott Mithras zurückführen, der Ortsname wird gedeutet als Sippensiedlung eines Mannes Muotrich, denn die älteste Schreibweise unseres Ortes lautet Muotrichingen.

Im Jahre 893 wird Mietraching das zweite mal in einer Tauschurkunde erwähnt und im 12. Jahrhundert ist ein Eberhard von Muotrichingen sowie ein Pertold von Muntriching genannt.
In Briefen von 1351 und 1354 hören wir von Ludwig von Muntrichingen, der das Amt eines Richters in Pähl und eines Land- und Stadtrichters von Landsberg bekleidet.
Die Herren von Maxlrain besaßen auch Güter in Mietraching, denn sie waren eine der mächtigsten Edelleute im 16. Jahrhundert.

Der erste urkundlich erwähnte Bürgermeister, der Hauptmann, war Hans Stolz, der ein Lehensbauer war. Die ganze Hauptmannschaft umfaßte damals 5 Huben, 5 Lehen und ein Sölde.
Unter Huben wurden Bauern verstanden, denen ihr Hof zur Hälfte selbst, zur anderen Hälfte einem Edelmann oder Herzog oder auch der Kirche gehörte. Es waren die sogenannten Halbbauern. Ein Lehen war ähnlich, doch besaßen die Lehensbauern nur ein Viertel ihres Hofes. Eine Sölde war ein größeres Gut, bei dem ein Mann allein mit der Beaufsichtigung beschäftigt war und dem Eigentümer genügend für seinen Lebensunterhalt einbrachte.

Der Dreißigjährige Krieg ging in Mietraching nicht ohne größere Vernichtungen vorrüber. Bei der Verteidigung Münchens mußten die Untertanen des Pflegegerichtes Aibling Schanzdienste leisten. Auch die Bauern von Mietraching waren mit ihren Fuhrwerken unterwegs, um Steine zur Befestigung Münchens anzuliefern sowie Mehl für die Versorgung zu bringen. In Mietraching waren die Schweden 1648. Sie belagerten in den Feldern Mietrachings den Markt Aibling. Doch nach den Verheerungen des Krieges blühten die Mietrachinger wieder auf und entwickelten sich weiter.

Die Kirche von Mietraching ist sehr alt. Wie schon erwähnt war sie 804 dem Kloster Chiemsee angegliedert und kam 893 zum Hofstift Freising. Die damalige Kirche war im romanischen Stil erbaut, aber in ihrer jetzigen Formgebung wurde sie wahrscheinlich um 1315 an der gleichen Stelle neu erbaut. Vermutlich wurden große Teile des Mauerwerks in den Neubau miteinbezogen, worauf der Grundriß und die Mauerstärken von 1,5 Meter beim Turm schließen lassen. Das Kirchenschiff besitzt eine nicht alltägliche Schalendecke, die auf einem umlaufenden viertelrunden Fries, vermutlich den Rest eines ehemaligen Tonnengewölbes aufgesetzt ist. Der Chor ist durch einen weitausladenden Spitzbogen vom Langhaus abgesetzt.



Als im Jahre 1521 die jetzige Kirche nach Westen verlängert wurde, hat man auch die aufgesetzten Rippen des achteckigen Kreuzgewölbes im Chor abgeschlagen, doch 1920 wurde das filigrane Geranke eines unbekannten Meisters an der Decke des Chores freigelegt und für die abgeschlagenen Rippen gelbe Friese aufgemalen.

An den zwei bunt bemalten Chorfenstern kann man die Jahrzahl 1521 und den Namen Lienhart Seyringer, des Stifters aus Aibling erkennen. Diese Fenster sind wohl die historisch wertvollsten Teile dieser Kirche. Der jetzige Hochaltar stammt aus dem Jahre 1880, doch der frühere Altar mag wohl mit dem an der Südseite hängenden, etwa 2,5 Meter auf 1,5 Meter großen Vitusbild, des Schutzheiligen, geschmückt sein.



Der an der Nordseite stehende 24 Meter hohe Sattelturm ist in drei Geschoße unterteilt und steht unter Denkmalschutz. Der Glockenstuhl stammt aus der Erbauungszeit und hat handbehauene eichene Balken, an denen aus dem 14. und 15. Jahrhundert drei Glocken von vier, sechs und zehn Zentner hängen.

An einem nordseitigen Turmfenster ist ein sehr alter, mittelalterlicher Zackenstab zu sehen, wo die Zacken in handwerklicher Arbei mit dem Hammer und Falzmeissel ausgearbeitet wurden. Die Fensterflügel sind ebenfalls in bester Schmiedekunst geschaffen.

Die Kirche von Mietraching zeigt nicht den Prunk gotischer Dome, schlicht und einfach wie ihr Äußeres, zeigt sie sich auch im Inneren. Unbekannte Handwerker haben ein Werk geschaffen, das eine der ältesten und auch stillistisch besterhaltensten gotischen Dorfkirchen der näheren und weiteren Umgebung darstellt.

 

 

Diximus,
anno domini 1900 dazue 71 am 3. im Ostermond
Andreas von Waldeck